Landesmeisterschaft U10-U18

Zur diesjährigen Landesmeisterschaft der Jugend konnten sich drei Ilmenauer Schachspieler qualifizieren. In der U18 war das Nils Edvin Enkelmann durch einen überzeugenden Sieg bei der Bezirksmeisterschaft gelungen. Für die Qualifikation zur U12 reichte Aleksey Sukaylo bei den Titelkämpfen des Bezirkes ein dritter Platz. Dritter im Bunde war Julian Müller, der sich sein Qualifikationsticket mit einem Sieg bei der in Jena stattgefundenen TASI sichern konnte.

Voller Tatendrang und Zuversicht fuhr man gemeinsam mit Betreuer Peter Ortlepp ins Ostthüringer Dittrichshütte. Der erste Wettkampftag verlief für die Ilmenauer Kämpen dann auch recht verheißungsvoll. Nils konnte sich mit einem sicher erkämpften Erstrundensieg und darauf folgendem Remis zunächst im Vorderfeld festsetzen. Gleiches lässt sich auch über Aljoscha berichten. Julian musste in der ersten Runde gegen einen Gegner mit deutlich mehr Erfahrung und knapp 120 Punkten stärkerer Wertungszahl antreten. Nach einem Patzer in der späten Eröffnungsphase kam er nach konzentriertem Spiel noch einmal in die Partie zurück. Leider führte dann der zweite grobe Schnitzer zum Grundreihenmatt, und die Remischance war vertan. Seine zweite Partie gewann er aber souverän und konnte damit ebenfalls bereits am ersten Tag einen vollen Zähler einfahren.

Der zweite Wettkampftag sorgte dann leider für eine gewisse Ernüchterung und ein paar vorzeitige graue Haare beim Betreuer. Nils stellte in seiner Vormittagspartie recht zeitig eine Figur ein und konnte so gegen den Mitfavoriten Christian Klaus natürlich keinen Blumentopf mehr gewinnen. Folgerichtig ging diese Partie verloren. Auch am Nachmittag war ihm das Glück nicht hold. Im Morragambit geriet er frühzeitig in Stellungsnachteil, welcher bis ins Endspiel anhielt. Hier machten weitere kleinere Ungenauigkeiten die Partie schließlich reif für die Kapitulation.

Nur wenig besser erging es an diesem Tag Aljoscha. Konnte er nach einem Figurenverlust in der Eröffnungsphase durch großen Kampfgeist und Einfallsreichtum die sicher geglaubte Niederlage in der ersten Partie noch in ein Remis abwickeln, so war für ihn in der Nachmittagspartie, welche eigentlich vorteilhaft für ihn stand, nach einer Ungenauigkeit beim Übergang ins Endspiel im Remissinne kein Kraut mehr gewachsen. Nach zäher Verteidigung musste er leider die Waffen strecken. Am besten lief es an diesem schwarzen Tag noch für Julian, dessen Vormittagsgegner die Figuren schneller einstellte, als Julian diese wegnehmen konnte. Nach gerade mal zehn Minuten war das Ganze vorbei. Aber auch bei ihm lief am Nachmittag rein gar nichts zusammen, und eine Niederlage war nach mehreren katastrophalen Einstellern die Folge.

Der dritte Wettkampftag gestaltete sich aus Ilmenauer Sicht wieder etwas sonniger. Nils bekam zwei deutlich schlechter eingestufte Gegner zugelost und konnte mit einem konzentriert ausgeführten Doppelschlag beide Partien für sich entscheiden. Auch Aljoscha konnte an diesem Tag gleich beide Male die Überlegenheit seiner Wertungszahl eindrucksvoll beweisen und ließ in keiner Phase etwas anbrennen. Nur Julian schien irgendwie mit dem falschen Fuß aufgestanden zu sein. Seine erste Partie führte er zwar sauber in ein Schwerfigurenendspiel mit geringem Materialvorteil, übersah jedoch ein zweizügiges Matt, weil er nur Augen für die eigenen Drohungen hatte. In der Nachmittagspartie büßte er leider schon in der Eröffnungsphase Material in solchem Umfang ein, dass ein Weiterspielen praktisch schon fast sinnlos war. Der Gegner ließ sich den Vorteil auch nicht mehr nehmen und führte die Partie sicher zum Sieg.

Der Schlusstag brachte für Nils und Aljoscha echte Hammerlose. Beide durften am Spitzenbrett gegen den jeweils Wertungsstärksten ihrer Altersklasse antreten. Obendrein erhielten beide Ilmenauer Spieler die schwarzen Steine zugesprochen. Gleichwohl konnten sowohl Nils als auch Aljoscha mit einem Remis zum Turnierende einen bemerkenswerten Achtungserfolg verbuchen, welcher sich nicht auf Sicherheitsspiel der Führenden schieben lässt, da diese durchaus gewillt waren, ihre Partien zu gewinnen. Nils erreichte den Friedensschluss in einem völlig ausgeglichenen Doppelturmendspiel. Aljoscha konnte den über 650 Punkte besser eingestuften Topfavoriten Franz Bräuer durch eine phantastische Kombination sogar an den Rand der Niederlage drängen, entschied sich jedoch für den Spatz in der Hand. Für Julian kam das Ende des Turniers vorzeitig, weil der ihm zugeloste Gegner es vorgezogen hatte, zur letzten Runde nicht anzutreten.

Mit den letzten Endes erreichten Plätzen 4 und 6 durch Aljoscha und Nils konnte der Ilmenauer SV im Vorfeld nicht unbedingt rechnen. Hier wurden beachtliche Erfolge erreicht. Auch Julian erreichte immerhin drei Punkte, eine Leistung, die aufgrund seiner geringen bisherigen Spielpraxis Grund zum Optimismus verleit. Ein Lob gebührt weiterhin den Organisatoren, die diese Meisterschaft in wundervoller Umgebung bei bester leiblicher Versorgung zu einem unvergesslichen Erlebnis machten.

Peter Ortlepp